Kinderjorn
In unserem Programm Kinderjorn hatten nahezu alle Lieder - ähnlich wie im ersten Programm Lieder aus den Ghettos - einen deutlichen Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus und zum Holocaust. Der Schwerpunkt lag diesmal jedoch beim Thema Kindheit im Ghetto. Es war Lieder zu hören, die zum kindlichen Erlebnisbereich gehören: Kinderlieder und die Kindheit betreffende Lieder; Lieder, die den Alltag der Kinder in dieser Situation beschreiben, aber auch solche, die vielleicht etwas Mut machen konnten.
In dem dialogischen Kinderlied „Wer der erschter wet lachen“ von Mordechaj Gebirtig (1877-1942) geht es um ein Wettspiel, bei dem derjenige verliert, der als erster lacht. Schlojmele denkt einfach an traurige Sachen (und die gibt es reichlich). Aber Awremel kennt einen einfachen Trick ...
Mark Warschawski (1840-1907) läßt in dem Lied „Ojfn Pripetschik“ einen Rabbi die Kinder das Alphabet lehren. Aber eigentlich will er ihnen klarmachen, daß einerseits noch großes Leid auf sie wartet und wo andererseits eine Kraftquelle liegen kann.
„Schtiller, schtiller“ stammt aus dem Vernichtungslager Ponar (bei Wilna) in Litauen. Die Melodie schrieb Alexander Wolkowski, ein elfjähriger Knabe. Im Text heißt es, im Angesicht der Gefahr möchte man dem Feind es nicht vergönnen, sich am Unglück der zum Tode Verurteilten zu weiden: „Unser Unglück soll für Feinde nicht zu fühlen sein.“
Bei unserer Arrangements versuchten wir - abseits von der üblichen Klezmermusik - behutsam, den Liedtexten gerecht zu werden. Der Charakter eines jeden Stückes wurde dabei geprägt von den authentischen Musikerfahrungen der einzelnen Mitglieder. Diese liegen in der Klassik, in der Moderne und im Jazz.