CD-Kritiken Kinderjorn 2
Die politische Kraft des Liedes sei in den 1960er und 70er Jahren oft überschätzt worden, unterschätzen solle man sie deshalb aber nun auch nicht, heißt es sinngemäß in den Liner Notes zu diesem feinen Album. Beiden Teilen der Aussage stimme ich absolut zu. So kommen denn Manuela Weichenrieder (Gesang), Ralf Kaupenjohann (Akkordeon) und Ludger Schmidt (Cello) nicht mit dem wehenden Banner des Antifaschismus daher, das gerade auch von neo-liberal mutierten Altlinken in Unverbindlichkeit und Unglaubwürdigkeit hinein gelogen wurde. Aber sie lassen die Lieder einer vom Ausgrenzungswahn (fast) vernichteten Kultur, die einmal guter Teil der deutschen Kultur war, auch nicht links liegen. Gerade, indem sie die Lieder selbst lieben und pflegen und nicht so sehr die politische Überschrift, unter die man sie in ursprünglich guter Absicht für eine kurze Zeitspanne stellte, erweisen sie diesem musikalischen Erbe einen guten Dienst. Soviel zur Theorie, vor Allem aber muss Musik klingen. Und die spielerische Zärtlichkeit, mit der DRAJ diese jiddischen Kinderlieder vortragen - schlicht und swingend, trauernd und fröhlich, ernsthaft aber unverkrampft - die geht direkt ins Herz. Lediglich Oifn Pripetschik überzeugt mich nicht ganz. Das ist Esther Ofarim schöner gelungen. Im Übrigen aber ist die CD auch deshalb ein Gewinn, weil hier etliche Lieder zu hören sind, die sich nicht im Stamm-Repertoire der bekannten jüdischen Sänger nach 1945 finden und insofern für uns neu sind. Sehr empfehlenswert! (© Mojo Mendiola auf der (erloschen) Seite: http://www.global-mojo.com/right.php?topic=cds_reviewed2006&lang=de Januar 2006): Auch in Englisch (ebenfalls erloschen): http://www.global-mojo.com/start.php?goto=cds_reviewed2006&lang=en. zurück